Geh hin, Kirche!

Eine Straßenbekanntschaft von vor ein paar Wochen führte zum Zusammensein vor einem der Wohnhochhäuser in Kassel-Waldau am Sonntagnachmittag, 10. Juli 2022. Hier bin ich nicht einer, der den Leuten etwas von der Kirche sagen will, sondern mir liegt daran, von ihnen zu erfahren. Nicht ich, sondern sie sind es, die geben. Dafür bin ich dankbar. Ein Nachbar gesellte sich dazu, einige blieben kurz stehen. Für einen Sonntag im August haben wir uns dort wieder verabredet.

Miteinander am Sonntagnachmittag in der Wohnstadt Kassel-Waldau.

In Kontakt kommen, in Gemeinschaft sein und vielleicht irgendwie zur Gemeinschaft werden – in der Kirche benennt man das mit dem Fremdwort „Koinonia“. Das ist eins der vier wesentlichen Lebensmerkmale der Kirche (neben gottesdienstlicher Feier, Bezeugung und Weitergabe des Glaubens und der Hilfe für Menschen in Not). Jedoch habe ich dort keine Chance, solange ich selbst in diesem Haus fremd bin. Ich brauche also eine oder mehrere Personen in diesem Haus, die mich gewissermaßen einladen und dort aufnehmen (wie es hier geschah). Wenn dann die anderen Menschen in dem Haus ihre Nachbarin oder ihren Nachbar im intensiven Gespräch mit dem Gast von der Kirche sehen, werden manche weniger misstrauisch und womöglich offener sein.

Das kann ein Zugangsweg werden, bei welchem Menschen aus der Kerngemeinde eine tragende Rolle spielen. Wenn jemand aus der Gemeinde in diesem Hochhaus wohnt, wird sie oder er gewissermaßen zur Brücke, über die dann andere Menschen in Kontakt und ins Gespräch kommen. Sie selbst müssen sich dabei auf keinerlei Anforderung und Anspruch an sich selbst einlassen. Allein die Tatsache wirkt, dass sie da sind! Es heißt immer, die Kirche und die Gemeinde möge auf Menschen zugehen, die nicht zu ihrem angestammten Kreis gehören. Das ist das Feld, worauf „Kirche am Platz“ experimentiert.

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